Die unglaubliche Sprachvielfalt Asiens
Der asiatische Kontinent ist nicht nur flächenmäßig riesig, sondern beherbergt auch eine schier endlose Vielfalt an Volksgruppen mit jeweils einer oder auch mehreren eigenen Sprachen. Anders als in Europa, wo die meisten Sprachen einander sehr ähnlich sind und der indogermanischen Sprachfamilie angehören, sind asiatische Sprachen viel mehr diversifiziert. Wir geben Ihnen hier einen groben Überblick darüber, wie viele und welche Sprachen in Asien gesprochen werden.
Der indische Subkontinent und Russland
In Indien werden weit über 100 Sprachen gesprochen, von denen neben den Amtssprachen Hindi und Englisch noch 21 weitere in der indischen Verfassung anerkannt sind. Wenn von der „indischen Sprache‟ die Rede ist, ist meist entweder Hindi oder Panjabi gemeint. Teil dieser 21 Sprachen sind auch die Sprachen der Nachbarstaaten, die ebenfalls einen beeindruckenden Sprachreichtum mitbringen: Selbst das vergleichsweise kleine Sri Lanka hat bereits mit Sinhala und Tamil zwei Amtssprachen. Auch wenn Sinhala wie viele andere Sprachen des Subkontinents ebenfalls zu den indogermanischen Sprachen gehört ist die Verwandtschaft zu den heutigen europäischen Sprachen nur noch sehr entfernt vorhanden.
Russland durchspannt den asiatischen Kontinent vom Ural bis zum Pazifik und umfasst neben dem offensichtlichen Russisch eine beeindruckende Anzahl an Volksgruppen und deren Sprachen, die zum Großteil den Turksprachen, den finnougrischen und den nordostkaukasischen Sprachen angehören. Dabei ist Tartarisch mit gut fünf Millionen Sprechern am weitesten verbreitet. Schätzungen gehen von über 100 Sprachen aus, wobei Russisch jedoch dominiert und Amtssprache ist.
Ostasien, China, Korea und Japan
China kann nicht mit ganz so vielen Sprachen aufwarten wie Russland oder Indien, aber trotzdem ist es falsch, von der „chinesischen Sprache‟ zu sprechen. Das leicht fälschlich so bezeichnete Mandarin ist mit etwa 955 Millionen Sprechern die Amtssprache der Volksrepublik China und Taiwans; die eigentliche Bezeichnung der Sprache lautet übersetzt etwa „Nordchinesisch‟. Kantonesisch hingegen wird im äußersten Süden gesprochen, wozu auch Hong Kong zählt. Hinzu kommen noch eine gute Handvoll weiterer Dialekte. Glücklicherweise unterscheiden sich diese Sprachen aber lediglich in der Aussprache. Alle chinesischen Sprachen werden auf gleiche Weise ausgeschrieben und verwenden die gleiche Schrift, von der zwei Varianten existieren: Traditionelles Chinesisch und vereinfachtes Chinesisch. Deswegen sind auch chinesische Filme und Fernsehsendungen oft untertitelt, was beim Erlernen der Sprache ein wahrer Segen ist.
Durch buddhistische Mönche, die vor ca. 1500 Jahren über Korea den Weg nach Japan fanden, kamen auch chinesische Zeichen und Lehnwörter in die koreanische und japanische Sprache. Japanisch verwendet heute noch (teilweise leicht abgewandelte) chinesische Zeichen, während bei vielen Wörtern die Ähnlichkeit zwischen Chinesisch, Japanisch und Koreanisch offensichtlich wird. Chinesisch hat daher in Ostasien für Lehnwörter etwa den Stellenwert, den bei uns Latein hat. Davon einmal abgesehen haben Chinesisch, Koreanisch und Japanisch allerdings kaum Gemeinsamkeiten und sind als komplett getrennte Sprachen zu sehen.
Für Laien ist es häufig schwer, die vielen kleinen Länder Südostasiens voneinander zu unterscheiden, doch Thailand, Vietnam, Kambodscha, Singapur, Malaysia und Laos besitzen nicht nur ganz eigene Kulturen, sondern auch eigene Sprachen mit unterschiedlichen Schriftsystemen. Auf den Philippinen und in Vietnam wird eine Variante der lateinischen Schrift mit vielen Akzenten verwendet, während andere Länder jeweils eine eigene traditionelle Schrift haben, die auch für europäische Augen durchaus ästhetisch wirkt.
Vorderasien und der arabische Raum
Spricht man von Asien, meint man meistens Ostasien, selten auch Indien. Asien beginnt jedoch bereits am Bosporus und umfasst auch den türkischen und arabischen Sprach- und Kulturraum.
Arabisch gehört zu den semitischen Sprachen und ist hauptsächlich in Vorderasien und Nordafrika verbreitet. Ähnlich wie im „Chinesischen‟ existiert eine einheitliche, „hocharabische‟ Schriftsprache neben vielen regionalen Dialekten, die untereinander je nach räumlicher Distanz wenig bis gar nicht verständlich sein können. Da auch Hebräisch zu den semitischen Sprachen gehört ist auch hier eine Verwandtschaft zu erkennen – etwa bei „laḥm‟, das „Fleisch‟ bedeutet, und dem hebräischen „lechem‟ für „Brot‟. Auch wenn hier scheinbar ein Widerspruch existiert kann man den gemeinsamen Ursprung auf ein Grundnahrungsmittel zurückführen.
Türkisch hingegen gehört zu den altaischen Sprachen, die sich von der Türkei bis nach Korea ziehen. Ob Koreanisch tatsächlich zu dieser Sprachfamilie zählt ist umstritten, aber gewisse grammatische Eigenheiten weisen große Ähnlichkeit auf. Wenn Sie in einer dieser Sprachen bereits Erfahrungen gesammelt haben werden Sie es auf jeden Fall leichter haben, die entsprechenden Konzepte auch in der anderen Sprache zu verstehen.
Fazit
So groß, wie Asien ist, überrascht es kaum, welche Vielfalt an Sprachen es hervorgebracht hat. Es gibt die großen Sprachfamilien wie in China, dem arabischen Raum oder in Indien und den linguistischen Mikrokosmos von Südostasien. Dem Kontinent mangelt es weder an eigenständigen Sprachen, noch an Dialekten und regionalen Varianten.